Chinesische Kräutermedizin (Kräuter und Rezepturen)
yi fang yi yao
Die Chinesische Heilkräutertherapie oder Pharmakologie (zhong yao) ist die wichtigste Therapieform der TCM. Circa 90% aller Erkrankungen werden mit der Kräutertherapie behandelt. Während hier zu Lande die Akupunktur an erster Stelle steht, lässt man sich im Land der Mitte in vor allem einen Kräutertee verschreiben.
Aber ein solcher Kräutertee hat nichts mit einem Tee zu tun wie den, den wir hier in Deutschland kennen.
Kräutertee oder Kräutersuppe (Kräutersud)
Eigentlich heiß es in China auch nicht Kräutertee (yao cha) sondern vielmehr Kräutersuppe oder Kräuterabkochung bzw. Kräuterdekokt yao tang).
Während ein Kräutertee häufig ein Genussmittel wie Kaffee oder Schwarz- oder Grüntee ist so ist die Kräuterabkochung oft ein übelschmeckender „Kräuterespresso“.
Hierbei werden die Rohdrogen zunächst eingeweicht und dann über einen Zeitraum von 30 min bis zu 2 Stunden ab- oder ausgekocht und eingedickt. Manche Bestandteile müssen gar 1 – 2 Stunden vorgekocht werden, bevor die restlichen Kräuter hinzugefügt werden. Siehe Kräuterzubereitung
Kräuterpulver
Häufig werden die einzelnen Bestandteile einer Kräuterrezeptur zermahlen und als Pulver zu einem Aufguss verabreicht oder in Kapseln gefüllt. Manchmal aber auch zu Pillengepresst gerollt oder gedreht, aber auch zu Honigpillen verarbeitet.
Kräutergranulate
Heutzutage werden die Kräuter oft auch ähnlich einem Löslichen Kaffee granuliert. Kräutergranulatzubereitung.
weitere Kräuterzubereitungsformen
Es gibt aber auch schon fertige Tinkturen, Kräutersäfte, Kräuteralkohole, -schnäpse, Kräuteröle, Kräutersirup, und auch Kräutergelees, die wie Desserts in Gelee-Form gegessen werden. Oft werden auch mit Kräutern, zur Unterstützung der Therapie oder als Therapieersatz, Speisen zubereitet (yao shan).
Äußere Anwendung
Zur äußerlichen Anwendung werden Kräuter zu den unterschiedlichsten Formen präpariert aufgetragen. In Kissen gefühlt können die Säckchen aufgelegt werden oder als Kopfkissen verwendet werden.
Kräuterrezeptur (yao fang)
Eine Kräuterrezeptur bestehen selten aus nur einem einzelnen Kraut, es werden erfahrungsgemäß mindestens 4 Kräuter kombiniert, zumeist aber 9 – 12 oder 16 Kräuter und sehr selten 30 – 100 Kräuter.
Auch wenn wir „yao“ als Kraut oder Kräuter übersetzen und Kräuterrezepturen verordnen oder eine Phytotherapie durchführen, so sind es doch vielmehr Drogen oder Arzneien.
Kräuter sind eher Knollen, Wurzeln, Stängel, Zweige, Blätter, Blüten und der gleichen, aber sehr oft werden auch Steine, Mineralien, Salze verordnet, also Arzneien und Drogen und manchmal wenn es notwendig ist, müssen auch Tierprodukte eingesetzt werden. Insbesondere bei sehr schwer wiegenden Erkrankungen oder in hartnäckigen Fällen, wenn nichts anderes mehr hilft.
Geschichte der Kräutertherapie
Nach den Überlieferungen war der erste Heilkräuterspezialist der legendäre rote Kaiser Shen Nung (der Göttliche Landwirt), der noch heute als König der Heilmittel in den Tempeln der Medizin verehrt wird. Unter ihm entstand das Werk shen nong ben cao jing (500 - 200 v. Chr.), in dem bereits 365 Kräuter klassifiziert wurden. Li Shi Zhen klassifizierte dann 1597 in seinem ben cao gang mu 1892 Kräuter, Mineralien und Tierprodukte.
Kräuterklassifizierung
Die Kräuter werden nach speziellen Kriterien klassifiziert: sie werden nach Geschmack, thermischer Eigenschaft, Meridian/ Organbezug, spezieller Wirkung und Indikation unterschieden und dann entsprechend Kaiser-, Minister-, Assistenten- und Boten/Botschaftskräuter so zusammengestellt, dass für jeden Patienten eine individuelle Rezeptur entsteht, die zur Prophylaxe, sowie zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt wird. Die Kräutertherapie basiert ebenfalls auf den Grundlagen der TCM und erfordert ein noch detaillierteres Grundlagenstudium und Diagnosewissen als die Akupunktur.
Nur eine korrekte Diagnose nach den Kriterien der TCM ermöglicht eine nebenwirkungsfreie Therapie.
Auch wenn die chinesische Kräutertherapie bei uns heute noch nicht den gleichen Stellenwert wie die Akupunktur erreicht hat, so wird sich dies in der Zukunft deutlich ändern, wenn man das Beispiel
USA und England verfolgt. In China und Japan ist die Kräutertherapie nicht mehr aus der medizinischen Versorgung fortzudenken.